Wie so oft im Sommer, bin ich auch heute wieder lang vor dem Weckerklingeln aufgewacht. Das wäre völlig normal mit zunehmendem Alter meinte kürzlich ein guter Bekannter. Naja, mag sein. Ich mag es morgens den Vögeln zuzuhören. Das ist für mich der schönste Start in den Tag. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß es die letzten Jahre wieder mehr geworden sind nachdem ich der Meinung war daß die Population über Jahre geschrumpft war.
Vielleicht war es auch so. Immer mehr Grundstücke wurden immer dichter bebaut. Blühende Flächen wurden weniger und damit die für die Vögel so wichtige Nahrungsgrundlage – die Insekten. Aber das hat sich gedreht. Mit dem erfolgreichen Volksbegehren von 2019 im Rücken und großangelegten Aufklärungs- und Unterstützungsprogrammen von Landkreis und Gemeinde wurden viele Menschen davon überzeugt in Ihren Gärten Insektenfreundliche Pflanzen anzusiedeln. Auch sind viele Garteneinfriedungen von den hässlichen Stein- oder Kunststoffmauern befreit worden und in blühende Hecken verwandelt worden.
Auf gemeindlichen Flächen wurde bewusst Bäume gepflanzt, die später einmal zur Heimstätte zahlreicher Insekten werden können.
Beim Frühstückskaffee, natürlich Bio und Fair gehandelt, von einer lokalen Rösterei kann ich schon meine fleißigen Bienen bei ihren Sammelflügen betrachten. Das wird ein richtig guter Sommerhonig dieses Jahr – bei diesen vielen blühenden Gärten. Das freut nicht nur die Bienen, sondern auch den Imker und seine treue Honigkundschaft.
Schön, daß ich heute etwas Zeit habe. Meine Werkstatt ist in guten Händen. Die jungen Leute haben viele gute Ideen und jede Menge Tatkraft eingebracht, so daß eine schrittweise Übergabe problemlos zu werden scheint.
Auf dem nagelneuen Radweg an der Putzbrunner Straße radle ich dann später mit vollbeladenem Anhänger Richtung Haidgraben. Schade, daß immer noch die S-Bahn den Ort zerschneidet – auf den zweigleisigen Ausbau oder gar die Tieferlegung werden wir wohl noch warten müssen. Zwar gibt es mittlerweile konkrete Pläne aus dem grünen Verkehrsministerium aber die U-Bahn hat Vorrang. Naja 2 solche Baustellen gleichzeitig könnte Ottobrunn dann doch nicht verkraften.
Beim Warten auf die sich wieder öffnende Schranke sehe ich, daß wieder ein neues Dach mit einer PV Anlage ausgestattet wurde. Das Förderprogramm das unsere Bürgermeisterin initiiert hat ist wirklich ein voller Erfolg. Förderungen für PV- und Solarthermieanlagen. Mit jeder neuen Anlage kommen wir unserem Ziel der Klimaneutralität einen Schritt näher. Langsam fangen auch ehemals eingefleischte Klimaskeptiker an umzudenken – naja die letzten Sommer waren nicht von Pappe. Zum Glück gabs immer wieder Winter mit reichlich Niederschlägen sonst wäre die Situation wirklich nicht lustig. Im Norden Deutschlands sind Waldbrände leider mittlerweile zur Normalität geworden.
Interessanterweise ist der Schul- Anlieferverkehr merklich zurückgegangen. Ich kann mir das nur mit einer Bewusstseinsänderung der Eltern und unserer intensiven Aufklärungsarbeit, sowie den erfolgreichen Bemühungen den Radverkehr zu stärken erklären. Prima. Es geht voran.
Vorbei an den MVG Mietradständen, die haben wir seit ein paar Jahren mit großem Erfolg auch in Ottobrunn, überquere ich die Rosenheimer Landstraße – leider immer noch völlig überlastet – und folge der Unterhachinger Straße. Der Radweg hier ist noch nicht realisiert, aber die Pläne nehmen Gestalt an.
Rasch verteile ich meine Fracht in die verschiedenen Zweckverbandscontainer und fahre dann noch eine kleine Runde Richtung Sportpark. Den zweiten Kunstrasenplatz konnten wir ja schon vor Jahren verhindern. Pläne für die Veränderung des alten Platzes werden soviel ich weiß schon ausgearbeitet. Die Übergansfrist läuft bald aus. Ich hoffe auf eine umweltverträgliche Lösung die natürlich auch den Anforderungen unserer Sportler genügt. Sportförderung ist nun mal, gerade für die Jugend, sehr wichtig.
Aus diesem Grund steht ja nun auch das Dach für das Eisportstadion vor der Fertigstellung. Die nächste Saison soll endlich etwas Witterungsunabhängiger stattfinden.
Superschön ist auch die Umwandlung eines Teils des Parkfriedhofs in einen Naturnahen Erlebnisgarten gelungen. Rund um die alte Urnenmauer, die zum Teil als Insektenhotel dient, gruppieren sich Blühflächen, Staudenbeete, Bäume, eine kleine Hochbeetanlage, Kräuterbeete, ein Naturteich und vieles mehr. Ein wunderbarer Ort, der einlädt die Seele baumeln zu lassen.
Nebenan auf der Streuobstwiese haben wir es nun nach anfänglichem Widerstand geschafft einen Bienenstand zu etablieren. Hier kümmern sich nun zwei Ottobrunner Jungimker um 4 Bienenvölker. Ein schönes Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Imkerverein realisiert haben.
Überhaupt ist viel passiert in den letzten sechs Jahren. Ein Vorzeigeprojekt ist auch das Hochhaus an der Robert Koch Straße. Ein 7 stöckiges Holzhaus – genial.
Während ich all diese Eindrücke so auf mich wirken lasse, spüre ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Hey Michi höre ich die Stimme meiner Frau. Bis Du eingeschlafen? Du wolltest doch heute früher los.
Schade denke ich mir da – alles nur geträumt. Oder?
Was ist eine Vision?
Eine Vision ist die motivierende, positiv-formulierte Vorstellung des Zustandes, den Sie mit unseren Taten erreichen wollen. Mit einer Vision geben wir die Richtung an, in die wir unsere Ideen entwickeln wollen. Die Vision drückt aus, wo und wofür wir in der Zukunft stehen wollen.
Eine Vision wird sich nicht einfach so ausgedacht sondern aus der Realität, aus dem Vorhandenen abgeleitet.
Eine Vision kann auch eine Erscheinung sein, oder das innere Bild einer auf die Zukunft bezogene Vorstellung. Sie kann aber schlicht und einfach auch eine Halluzination sein.
Michael Senft
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